Nachhaltiges Bauen: Ökologisch, ökonomisch und sozial

Bei der Wahl der Baumaterialien und -stoffe bedeutet das zuerst einmal auf bereits vorhandene Bausubstanz zurückzugreifen. Das kann einerseits heißen bestehende Gebäude zu sanieren oder umzubauen oder ihr Rückbau und die Wiederverwendung der daraus gewonnen Materialien. Beispielsweise können Ziegel wieder verbaut werden und Betonabbruch kann zur Herstellung von neuem Beton verwendet werden und so Primärmaterial einsparen. Prinzipiell verursacht die Verwendung bereits vorhandener Materialien die geringsten Umweltbelastungen.

Bei Verwendung neuer Baumaterialien/-stoffe sollten diese bei ihrer Herstellung möglichst geringe Umweltbelastungen verursachen und aus nachhaltig erzeugten sowie nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Hierbei muss auf lokale und globale Umweltwirkungen geachtet werden. Die Umweltauswirkungen eines Baustoffes können mittels einer Ökobilanz bestimmt werden. Zudem sollten die gewählten Baustoffe möglichst langlebig und schadstofffrei sein. 

Auch das Lebensende des Gebäudes spielt bei der Wahl der Baumaterialien und der Art wie sie verbaut werden bereits eine wichtige Rolle. Durch eine Verwendung langlebiger Materialien und die Verbauung in leicht trennbaren Schichten ist nach Nutzungsende eines Gebäudes der Rückbau möglich und dadurch die direkte Weiterverwendung der Materialien. Wenn diese nicht weiterverwendbar sind, erleichtert eine leicht demontierbare Bauweise die Separierung der Baumaterialien in möglichst sortenreine Abfallfraktionen, was Energieaufwand spart und ein leichtes Recycling möglich macht. 

Bei der Planung und dem Bau eines nachhaltigen Gebäudes wird eine möglichst geringe Flächeninanspruchnahme angestrebt. Ein kompaktes Gebäude mit guter Wärmedämmung verringert den Energieverbrauch durch Wärmeverlust, indem es schlicht eine möglichst geringe Außenoberfläche hat. Zudem reduziert eine kompakte Bauweise den Flächenverbrauch und die Flächenversieglung. Unversiegelte freie Flächen sind wichtig, damit durch versickerndes Regenwasser die Grundwasservorräte aufgefüllt werden können. Außerdem verdunstet über unversiegelte und optimalerweise begrünte Flächen Wasser, was im Sommer zur Kühlung der Luft führt. Dieser Mechanismus ist besonders wichtig in Städten, hier ist es im Sommer wesentlich heißer und trockener als im Umland. Der Temperaturunterschied kann bis zu zehn Grad Celsius betragen. Gründe dafür sind vor allem die dichte Bebauung, hohe Flächenversieglung und die starke Aufheizung der Baumaterialien, die eine Abkühlung in der Nacht verhindern. Dem kann entgegengewirkt werden u.a. durch die Begrünung von Wänden und Dächern, was das aufheizen der Baumaterialien reduziert und durch Verdunstung Kühlung spendet. Außerdem stärkt eine Begrünung die Biodiversität und trägt zur Verbesserung der Luft bei.

Ökonomische Dimension

Im ökonomischen Bereich spielen nicht nur die Kosten für die Errichtung eines Gebäudes eine Rolle, sondern die gesamten Kosten während des Lebenszyklus werden betrachtet. Dazu gehören Instandhaltungskosten, Betriebs- oder Nutzungskosten (Energie- und Wärmekosten) sowie die Kosten des Rückbaus und der Entsorgung. Die Kosten für Errichtung oder Sanierung eines Gebäudes sind vergleichsweise klein zu den Betriebskosten, wenn der gesamte Lebenszyklus betrachtet wird. Dabei wird in der Regel von einer Lebensdauer von 50 Jahren ausgegangen. So werden auch im ökonomischen Bereich Ziele des ökologischen Bereiches wichtig. Eine effizientes Energiekonzept spart Energie und Betriebskosten z.B. durch weniger Heizen. Die Verwendung von langlebigen Baumaterialien spart Instandhaltungskosten oder Kosten für Ersatz. Schadstofffreie Baustoffe schonen nicht nur die Umwelt, sie sind auch meistens wesentlich günstiger bei der Entsorgung.